Atlantikwall im Zweiten Weltkrieg – 244 Luftaufnahmen vom 4. August 1945

Veröffentlicht am 22. Mai 2024

In einer nicht beschrifteten Filmrolle im US-amerikanischen Staatsarchiv („National Archives and Records Administration“) entdeckte Markus Lenz insgesamt 244 Luftaufnahmen der niederländischen, belgischen und französischen Küste, die am 4. August 1945 von der United States Army Air Forces erstellt worden sind.

Der Bildflug beginnt in Westkapelle, an der Westspitze der Halbinsel Walcheren in der niederländischen Provinz Zeeland, und erstreckt sich bis zur französischen Gemeinde Leffrinckoucke im Département Nord in der Region Hauts-de-France, also nur wenige Kilometer nördlich von Dunkerque (Dünkirchen bzw. Duinkerke) gelegen. Obwohl diese Abbildungen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit stammen, gehören sie nicht originär zum Forschungsgebiet der „Trolley Mission“. Aufgrund der inhaltlichen und thematischen Gemeinsamkeit soll die Atlantikwall-Luftbildserie aber trotzdem auf dieser Internetseite archiviert werden.

Atlantikwall

Der Atlantikwall war im Zweiten Weltkrieg eine 2.685 Kilometer lange Verteidigungslinie entlang der Küste in Frankreich, Belgien, Niederlande, Dänemark, Norwegen, den britischen Kanalinseln sowie dem Deutschen Reich. Die Hauptaufgabe des Atlantikwalls war es, eine Invasion der Alliierten zu verhindern. Von September 1942 bis Juni 1944 wurde intensiv an Befestigungsbauten entlang der Küstenlinie Westeuropas gearbeitet. Im Kern war der Atlantikwall jedoch kein durchgängiges Bollwerk zur Verteidigung, sondern vielmehr eine Anhäufung punktueller Küstenbefestigungen in Form von drehbaren Panzertürmen, Geschützstellungen, Bunkern und Unterständen.

Bis zur Invasion der Alliierten war der Bau der Befestigungsanlagen in Frankreich am weitesten fortgeschritten, insbesondere an der Straße von Dover, wo an der schmalsten Stelle des Ärmelkanals am ehesten eine feindliche Invasion erwartet wurde. An anderen Küstenabschnitten wurden Strandabschnitte, Küstengebiete, Uferzonen und Zwischenräume lediglich mit Hindernissen verbarrikadiert. Diese Hindernisse bestanden häufig aus mehreren Reihen sogenannter „Tschechenigel“ oder „Spanischer Reiter“, also Panzersperren und Stahlspinnen, von denen viele an den Spitzen mit Minen oder Sprenggranaten bestückt waren. Neben Stacheldrahtblockaden kamen auch sogenannte „Rommelspargel“ zum Einsatz. Dabei handelte es sich um Holzpfähle aus langen Baumstämmen, die im Hinterland senkrecht aufgestellt wurden, um größere Freiflächen für Luftlandungen ungeeignet zu machen.

In den Niederlanden waren insbesondere die Festung Hoek van Holland, die Stadt Rotterdam sowie die Festung IJmuiden mit dem Hafen von Amsterdam von besonderer Bedeutung. Jene Standorte wurden mit Bunkern, Minenfeldern und Barrikaden gesichert. Leider sind diese Standorte auf der nachstehend publizierten Luftbildserie leider nicht erfasst. Ebenso hatte Den Haag besondere Bedeutung erlangt, weil die Stadt auch unter deutscher Besatzung Regierungssitz blieb. Parallel zur Küste wurde daher ein breiter Streifen Land, der sich von Kijkduin aus in nordöstlicher Richtung erstreckte, mit einem Panzergraben versehen und zum Sperrgebiet erklärt. Tausende von Häusern wurden um diesen Panzergraben herum abgerissen. Der etwa 20 Meter breite und 5,5 Kilometer lange Graben wurde nach Kriegsende als Kanal in die Landschaft integriert oder zugeschüttet. Als die Alliierten Zeeuws Vlaanderen, südlich des Mündungstrichters der Schelde an der Grenze zur belgischen Region Flandern, eroberten, ging die Wehrmacht von einer Invasion auf der Halbinsel Walcheren aus und konzentrierte sich verstärkt auf den Bau von Hindernissen in Westkapelle, das auf den nachstehenden Luftaufnahmen auf den ersten Bildern auszumachen ist.

Speziell die Küstenlinie von Belgien, die auf der nachfolgenden Luftbildserie im Detail erfasst ist, war von größter strategischer Bedeutung für den Atlantikwall. So ist heute noch ein großer Teil des Atlantikwalls auf dem Provinzgut Raversijde bei Ostende erhalten. Dort befindet sich heute das Freilichtmuseum Atlantikwall („Openluchtmuseum Atlantikwall“) mit den ursprünglichen Bunkern. Viele der Bunker von der französischen Grenze im Süden (letztes Luftbild) bis Walcheren im Norden (erstes Luftbild) sind noch einigermaßen intakt und können heute noch besichtigt werden.

Zur Provenienz der Luftaufnahmen

Die nachstehenden Luftaufnahmen wurden aus der seitlichen Tür eines Flugzeuges mit Hilfe eines sogenannten „Intervalometers“ erstellt. In bestimmten Zeitintervallen wurde eine mehrere Meter lange Filmrolle, die in einer Kamera mit Festbrennweite eingelegt war, automatisch belichtet. Die Filmrolle wurde digitalisiert und bietet pro Luftbild eine Auflösung von 2.800 x 2.800 Bildpunkten (300 dpi). Die Luftbilder wurden von einer Einheit der 9. US-Luftflotte erstellt, die während des Zweiten Weltkrieges und darüber hinaus während des Kalten Krieges vornehmlich auf dem nordwesteuropäischen Kontinent aktiv war. Anzumerken bleibt, dass - wie bei der militärischen Luftbildaufklärung im Zweiten Weltkrieg üblich - Bildinformationen fest auf der Negativfilmrolle eingeritzt worden sind; hierzu zählen u.a. die Bezeichnung der Filmrolle, das Aufnahmedatum, die Flughöhe sowie die überflogenen Orte.

Zur Nutzung der Luftbilder

Gemäß dem US-amerikanischen Urheberrecht gelten Bildwerke, die von Angehörigen der US-amerikanischen Streitkräfte im Rahmen ihrer Dienstausübung erstellt worden sind, als „Public Domain“. Das bedeutet, dass die Bilder als gemeinfrei gelten, d.h. die Bilder frei von bekannten Nutzungs- und Urheberrechten sind. Sie können jedes der 244 Luftbilder in Büchern, in Zeitschriften, in Fernsehdokumentationen, in Ausstellungen sowie in sonstigen Online-/Offline-Veröffentlichungen verwenden. Zur korrekten privaten wie auch wissenschaftlichen Arbeitsweise gehört selbstredend, dass Sie bei Verwendung der Atlantikwall-Luftbilder die korrekte Quelle angeben.

Quelle:
National Archives and Records Administration (NARA)
Records of the Defense Intelligence Agency, 1920-2006
Can ON220697, Aerial Photographs

Digitale Bildbearbeitung sowie „Damals-und-Heute“-Vergleich

Die gesamte Atlantikwall-Luftbildserie wird auf dieser Internetseite exakt in jenem Bildformat veröffentlicht, wie sie einst digitalisiert wurde, d.h. es erfolgten kein Zuschnitt und auch keine elektronische Bildbearbeitung. Dennoch bieten die Luftbilder ein großes Potential, wenn sie im Rahmen der elektronischen Bildbearbeitung sowohl zugeschnitten als auch mit Hilfe selektiver Belichtungskorrekturen, Tonwertkorrekturen und Anpassungen der Gradationskurven so gut wie möglich optimiert werden. Insbesondere im Vergleich von „damals“ und „heute“ wird das Potential der Bilder deutlich, wie es die drei Beispielbilder von Knokke, Blankenberge und Oostende illustrieren.

Knokke in Belgien 1945

Knokke in Belgien 2024

Quelle: Google Maps

Blankenberge in Belgien 1945

Blankenberge in Belgien 2024

Quelle: Google Maps

Oostende in Belgien 1945

Oostende in Belgien 2024

Quelle: Google Maps

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Atlantikwall-Luftbildserie

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Privatleute, Stadtarchive sowie Unternehmen können dieses Luftbild und alle anderen Luftaufnahmen der „Trolley Mission“ in der vollen Bildauflösung ohne Kopierschutz und ohne Wasserzeichen lizensieren lassen. Mit einer Nutzungslizenz können die Luftbilder in Büchern, in Zeitschriften, in Fernsehdokumentationen, in Ausstellungen sowie in sonstigen Online-/Offline-Veröffentlichungen verwendet werden. Sie erhalten Digitalbilder in den Formaten JPEG und TIFF in der größtmöglichen Bildqualität mit authentischer Provenienz der Bilder. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Rubrik „Download“.

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