Das Luftbild zeigt den ehemaligen Grenzverlauf zwischen Berlin (links) und Brandenburg (rechts). Auf dem Grenzstreifen, wo der Wachturm steht, verläuft heute die Steinstraße. Vor dem Grenzturm verlief damals ein Eisenbahngleis in Richtung Wannsee; heute verlaufen hier zwei Gleise. Hinter den Häusern, dort wo ein VW-Bus geparkt ist, erstreckt sich die Bernhard-Beyer Straße. Die drei Häuser, die auf der linken Bildseite auszumachen sind, existieren heute noch.
Die ganze Szenerie ist nahe der Exklave Steinstücken gelegen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadtgrenze zur Zonengrenze umfunktioniert, so dass Steinstücken als Bestandteil des damaligen Bezirks Zehlendorf zum Amerikanischen Sektor und das umliegende Babelsberg zur Sowjetischen Besatzungszone kam. Es entstand die Exklave Steinstücken. In den späten 1940’er Jahren blieb die Grenze zunächst für Zivilisten passierbar, doch im Oktober 1951 versuchte die DDR, die Exklave zu annektieren. Nicht nur der Widerstand der Bewohner, sondern auch das Einschreiten der USA sorgte dafür, dass die DDR den Versuch, Steinstücken zu annektieren, rückgängig machte. Allerdings wurde Steinstücken fast vollständig abgeriegelt, so dass die Einwohner Steinstückens nur über einen Waldweg nach West-Berlin gelangen konnten.
Mit dem Bau der Berliner Mauer im Jahre 1961 wurde Steinstücken durch eine gesonderte Mauer abriegelt. Nach einem Besuch per Hubschrauber von Lucius D. Clay, General der US Army und von 1947 bis 1949 Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland sowie später persönlicher Vertreter von Präsident John F. Kennedy während der Berlin-Krise, im September 1961 wurde ein ständiger US-Militärposten in der Exklave eingerichtet. Die dort stationierten Soldaten wurden regelmäßig per Hubschrauber eingeflogen, wofür eigens ein Landeplatz angelegt wurde.
Erst im Rahmen des Viermächteabkommens im September 1971 kam für die Exklave Steinstücken durch Gebietsaustausch eine Lösung in Sicht. So trat die DDR einen 20 Meter breiten und rund einen Kilometer langen Gebietsstreifen zwischen Steinstücken und Kohlhasenbrück an West-Berlin ab, so dass Steinstücken keine Exklave mehr war und über den Korridor über die Bernhard-Beyer Straße an West-Berlin angeschlossen wurde.
Allerdings änderte diese Korridorlösung bis zum Mauerfall nichts an der Unerreichbarkeit der Grundstücke in der südlichen Steinstraße, in der Rote-Kreuz-Straße und dem westlichen Teil der Stahnsdorfer Straße, da jene Bereiche von der Bahntrasse abgetrennt waren. Dies entspricht dem unteren Teil der historischen Luftaufnahme, der allerdings nicht mehr erfaßt wurde. Die Mauer stieß unmittelbar an die Grundstücksgrenzen; sogar die Bürgersteige gehörten zur DDR. So waren bis ins Jahr 1990 die jenseits der Bahnlinie liegenden Grundstücke nur über einen Notweg, über besondere Wegerechte bzw. über die Teltower Straße erreichbar.
Ein Aufnahmedatum ist nicht überliefert, jedoch müßte die Aufnahme in den späten 1960’er Jahren oder in den frühen 1970’er Jahren entstanden sein. Das Luftbild wurde von Herrn Lothar Weber identifiziert - vielen Dank!
Quelle: Google Maps
Bildcode: BM-006
Technischer Hinweis:
Sollten Sie diese Aufnahme lizensieren wollen, so sei angemerkt, dass diese Luftaufnahme in einer Bildgröße von 17.098 x 11.838 Pixel digitalisiert worden ist, dies entspricht bei einer Druckauflösung mit 400 dpi einer Bildauflösung von etwa 108 x 75 cm.
Dieses Luftbild stammt aus dem Forschungsprojekt „Berliner Luft“, das von John Provan und Markus Lenz im Juni 2020 initiiert wurde. Gegenstand der Forschungsarbeit war ein Konvolut historischer Luftaufnahmen von Berlin, darunter äußerst seltene Luftbilder der Berliner Mauer und des ehemaligen deutsch-deutschen Grenzverlaufes zwischen Ost-Berlin, West-Berlin und Brandenburg. Folglich hat die oben gezeigte Luftbildaufnahme nichts mit der „Trolley Mission“ zu tun. Aber aufgrund der vorliegenden Struktur dieser Internetseite war es ein recht einfacher Programmieraufwand, die Aufnahmen der „Berliner Luft“ in die Rubrik „Berliner Mauer“ mitaufzunehmen.
Eigentlich sind Bilder von Berlin im Grunde genommen nichts Besonderes, denn sie wurden millionenfach von Touristen erstellt; ebenso sind im Zeitraum vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 tausendfach Fotos der Berliner Mauer erstellt worden. Aber Luftbilder der Berliner Mauer sowie Luftaufnahmen deutsch-deutscher-Grenzübergänge zwischen Berlin und Brandenburg sind hingegen eine absolute Besonderheit und Rarität!
Nachdem Berlin in die vier Sektoren der Vereinigten Staaten von Amerika, des Vereinigten Königreichs Großbritannien, Frankreichs und der ehemaligen Sowjetunion aufgeteilt wurde, konnten Luftbilder der deutsch-deutschen Grenze bis auf wenige Ausnahmen nur von Angehörigen des Bundesgrenzschutzes für interne Dienstzwecke bzw. vom Militärpersonal der Alliierten erstellt werden. Daher war die in der Bundesrepublik Deutschland bis 1990 gültige Genehmigungspflicht für Luftbildaufnahmen („Luftbildfreigabe“) für die hier vorliegenden Luftbilder nicht zutreffend, denn die Luftaufnahmen wurden vom US-amerikanischen Militär erstellt und entzogen sich damit der Rechtshoheit der Bundesrepublik Deutschland.
John Provan und Markus Lenz haben aus den Archiven der ehemaligen, mittlerweile geräumten deutschen Kasernen der US Army Unmengen an Bild- und Fotomaterial recherchiert, das zwischen 1945 und 1990 erstellt worden ist. Darunter befand sich auch das hier präsentierte Foto. Die Luftaufnahmen aus dem Forschungsprojekt „Berliner Luft“ dürften vermutlich von Militärangehörigen der „Berlin Brigade“ (United States Army) oder von Presseoffizieren aufgenommen worden sein, die für die Zeitung „The Stars and Stripes“ (Militärzeitung für die Truppen der US-amerikanischen Streitkräfte) tätig waren. Dies ist bislang der einzig logische Erklärungsansatz, warum jene Fotos, Dias und Bildnegative in den Archiven der in Deutschland stationierten US-amerikanischen Streitkräfte eingelagert waren.
Fast schon typisch für den Umgang mit Archivgut und aus der Forschung zur „Trolley Mission“ bekannt war der Umstand, dass jene historischen Luftbilder von Berlin nicht beschriftet waren. Einige markante Bauwerke, wie etwa das Brandenburger Tor oder der Berliner Reichstag sind für John Provan und Markus Lenz sofort erkennbar gewesen, so dass jene Luftaufnahmen sehr einfach identifiziert werden konnten. Ein Großteil des Konvolutes gab hingegen Anlaß zum Rätseln, welche Straßen, welche Gebäude oder welche Berliner Stadtteile seinerzeit aus der Luft abgelichtet worden sind. Einmal mehr - ähnlich wie bei der „Trolley Mission“ - war die freiwillige Mithilfe von Internetseitenbesuchern notwendig, um die Luftbilder korrekt verorten zu können. Diese interaktive „Internet-Kooperation“ fand im Zeitraum von Juni 2020 bis Dezember 2023 statt, so dass alle Luftaufnahmen mit Hilfe zahlreicher Internetseitenbesucher korrekt identifiziert worden sind. Allen voran gilt den Herren Michael Hermann, Wolfgang Schober und Lothar Weber, die eifrig bei der Bilderkennung mitgewirkt haben, ein sehr großer Dank!
Für das Jahr 2024 war nun die Herausgabe eines kleinen Buchleins (Bildband) mit jenen Aufnahmen unter dem Titel „Luftbilder der Berliner Mauer von 1945 bis 1990“ geplant. Als Markus Lenz jedoch die historischen Schwarz-Weiß-Luftbilder mit Hilfe künstlicher Intelligenz nachträglich kolorierte, und als dann noch aktuelle Satellitenbilder aus „Google Earth“ bzw. „Google Maps“ für einen Bildvergleich von „Damals und Heute“ herangezogen wurden, stand fest, dass man diese Art der Präsentation eigentlich nur sinnstiftend im Internet darstellen kann. Die Idee der Herausgabe eines Bildbandes, der aufgrund der Farbbilder mit extrem hohen Druckkosten verbunden wäre, wurde daher vorerst auf Eis gelegt. Es erscheint John Provan und Markus Lenz daher viel besser, sowohl der jüngeren als auch der älteren Generation jene historischen Luftaufnahmen von Berlin - mit Wasserzeichen und Kopierschutz - kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Wie auch bei den Bildern der „Trolley Mission“, haben Privatleute, Stadtarchive sowie Unternehmen die Möglichkeit, einzelne Luftaufnahmen aus dem Forschungsprojekt „Berliner Luft“ in der vollen Bildauflösung ohne Kopierschutz und ohne Wasserzeichen lizensieren zu lassen. Mit einer Nutzungslizenz können die Berliner Luftbilder in Büchern, in Zeitschriften, in Fernsehdokumentationen, in Ausstellungen sowie in sonstigen Online-/Offline-Veröffentlichungen verwendet werden. Interessierte erhalten Digitalbilder in den Formaten JPEG und TIFF in der größtmöglichen Bildqualität. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Rubrik „Download“ und wenden sich an Markus Lenz.
Privatleute, Stadtarchive sowie Unternehmen können dieses Luftbild und alle anderen Luftaufnahmen der „Trolley Mission“ in der vollen Bildauflösung ohne Kopierschutz und ohne Wasserzeichen lizensieren lassen. Mit einer Nutzungslizenz können die Luftbilder in Büchern, in Zeitschriften, in Fernsehdokumentationen, in Ausstellungen sowie in sonstigen Online-/Offline-Veröffentlichungen verwendet werden. Sie erhalten Digitalbilder in den Formaten JPEG und TIFF in der größtmöglichen Bildqualität mit authentischer Provenienz der Bilder. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Rubrik „Download“.
Sind Sie auf der Suche nach zeitgenössischer Literatur und nach Büchern sowie insbesondere Bildbänden, in denen der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit fotographisch dokumentiert sind, dann nutzen Sie bitte die Rubrik „Literatur (Bildbände)“; dort sind mehrere Dutzend Autoren und Buchtitel aufgeführt, darunter Literaturquellen über den Luftkrieg bzw. Bombenkrieg in Deutschland.