Rheinbabenbrücke auf der linksrheinischen Seite am Fort Blücher in Wesel

Veröffentlicht am 6. April 2022
Rheinbabenbrücke auf der linksrheinischen Seite am Fort Blücher in Wesel

Das Luftbild zeigt die zerstörten Überreste der Rheinbabenbrücke, die sich einst zwischen Wesel auf der rechtsrheinischen Seite bis nach Büderich auf der linksrheinischen Seite erstreckte. Die Luftaufnahme wurde im Tiefflug erstellt und zeigt den Brückenkopf am Fort Blücher. Die Rheinbabenbrücke war die erste Straßenbrücke über den Rhein bei Wesel und wurde im Jahre 1917 fertiggestellt. Die Brücke wurde auf Initiative des preußischen Staatsministers und Oberpräsidenten der Rheinprovinz Georg von Rheinbaben gebaut, daher stammt die Namensgebung. Die Rheinbrücke wurde bei Luftangriffen auf Wesel im Frühjahr 1945 schwer beschädigt, aber schlußendlich im März 1945 von der Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der Alliierten zu verhindern. Das Luftbild wurde von Herrn Matthias Kloß identifiziert - vielen Dank!

Markus Lenz hat lange Zeit gerätselt, ob es sich wirklich um die Rheinbabenbrücke handelt und ob das Luftbild die links- oder rechtsrheinische Seite zeigt. Problematisch für die Identifizierung waren die enormen baulichen Veränderungen auf beiden Uferseiten gewesen, die in den letzten 70 Jahren stattgefunden hatten. Dadurch, dass bereits im Jahre 1950 mit dem Bau der Rheinbrücke Wesel begonnen wurde und die Ersatzbrücke in der gleichen Lage und noch dazu auf den gleichen Fundamenten der alten Rheinbabenbrücke errichtet wurde, fällt eine Luftbildaufklärung aus heutiger Sicht unheimlich schwer.

Vergleicht man die Satellitenaufnahmen, die bei „Google Earth“ über den sogenannten „Zeitschieberegler“ von 2001, 2009 und 2021 zur Verfügung gestellt werden, so könnte man zunächst darauf schließen, dass es sich doch um eine Aufnahme des Brückenkopfes auf der rechtsrheinischen Seite, also um eine Ansicht auf die Büdericher Insel, handelt.

Rheinbabenbrücke 2001 via Google Earth

Rheinbabenbrücke 2001

Rheinbabenbrücke 2009 via Google Earth

Rheinbabenbrücke 2009

Rheinbabenbrücke 2021 via Google Earth

Rheinbabenbrücke 2021

Eine historische Luftbildaufnahme, die vom Bundesarchiv zur Verfügung gestellt wird und das Ergebnis der Rheinbefliegung der Alliierten vom 3. August 1953 zeigt, führt auf den ersten Blick zu einer noch größeren Verunsicherung, weil sich unmittelbar neben den zwei Brücken noch eine Art Binnenhafen oder Bauhafen befindet. Glücklicherweise läßt das Luftbild der Rheinbefliegung von 1953 im Hintergrund noch die Überreste der alten Eisenbahnbrücke Wesel erkennen (blauer Pfeil) und das kleine, würfelförmige Gebäude (roter Pfeil) sowie die kleine Ufereinkerbung, wo seinerzeit vermutlich eine Pontonbrücke der Alliierten angedockt war (gelber Pfeil). Sowohl das würfelförmige Gebäude als auch die Ufereinkerbung sind eindeutig auf der Trolley-Mission-Aufnahme wiederzuerkennen.

Rheinbabenbrücke 1953 - Bundesarchiv

Rheinbrücke Wesel 1953

Dem aufmerksamen Leser stellen sich jetzt allerdings noch zwei Fragen. Erstens muß geklärt werden, warum im Jahre 1953 bereits zwei Brücken zu sehen sind, und zweitens muß der Vollständigkeit wegen noch etwas über das Fort Blücher berichtet werden, das wegen der Rheinbrücke Wesel und wegen der im Jahre 2009 eröffneten Niederrheinbrücke Wesel überbaut wurde.

Nachdem 1945 die Rheinbabenbrücke vollständig zerstört war, ist zunächst eine hölzerne Behelfsbrücke gebaut worden, welche im Februar 1946 durch eine britische Pionierbrückenkonstruktion („Bailey Bridge“) ersetzt wurde. Diese Pionierbrücke war von 1946 bis 1950 im Einsatz, erhielt den Namen „Montgomery Bridge“ und wurde erst nach der Eröffnung der Rheinbrücke Wesel abgebaut, so dass im Jahre 1953 zwei Brücken zu sehen sind.

Das Fort Blücher, das wie bereits erwähnt als Brückenkopf für die Weseler Straßenbrücke über den Rhein dient, wurde unter dem Namen „Citadelle Napoleon“ unter Napoléon Bonaparte von 1807 bis 1813 errichtet. Das Fort wurde nach Eroberung durch preußische Truppen schließlich nach Feldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher benannt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Fort Blücher stark umkämpft, da sich im Fort deutsche Soldaten verschanzten, um den Rückzug der Wehrmacht über den Rhein zu decken. Das Fort wurde so stark zerstört, dass nach dem Krieg kein Wiederaufbau mehr erfolgte, sondern große Teile des Fundamentes als Brückenkopf genutzt worden sind. Lediglich die Ruine der Defensionskaserne ist als letztes Relikt übriggeblieben.

Schlußendlich darf dem ganz aufmerksamen Leser noch die lobenswerte Internetseite des Bürgervereins Büderich empfohlen werden, insbesondere der Artikel „Büderich während der NS-Zeit und des Zweiten Weltkrieges“, in welchem ausführlich über die alte Eisenbahnbrücke sowie über die Rheinbabenbrücke berichtet wird.

Bildcode: USASC-110

Satellitenbilder: Google Earth

Luftbild 1953: Bundesarchiv


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Trolley Mission

Die „Trolley Mission“ war eine damals geheime Flugmission der US-amerikanischen Luftwaffe. Im Mai 1945 sind Luftaufnahmen erstellt worden, die deutsche Städte unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sprichwörtlich zur „Stunde Null“ zeigen.

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