77 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg erneut Trümmer vom Flugzeugabsturz in Urmitz-Neuwied (Engers) bei Niedrigwasser im Rhein gefunden

Veröffentlicht am 29. September 2022
77 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg erneut Trümmer vom Flugzeugabsturz in Urmitz-Neuwied (Engers) bei Niedrigwasser im Rhein gefunden

Der Flugzeugabsturz, der sich am 7. Mai 1945, an der Urmitzer Eisenbahnbrücke bzw. Rheinbrücke Engers-Urmitz, ehemals „Kronprinz-Wilhelm-Brücke“, ereignet hatte, läßt Luftfahrthistoriker auch nach 77 Jahren nicht zur Ruhe kommen. Nachdem sich bereits im Oktober 2018 die Wasserschutzpolizei aus Andernach an den Autor Markus Lenz wandte, dass aufgrund des extremen Niedrigwassers im Rhein Wrackteile geborgen wurden, die nachweislich vom damals abgestürzten Flugzeug stammten, wurden erneut im September 2022 im Uferbereich der Urmitzer Eisenbahnbrücke Wrackteile von der Wasserschutzpolizei sichergestellt. Gefunden wurden u.a. Aluminium-Bleche, die seinerzeit am Flugzeug verbaut waren, sowie ein Reifen ohne Felge, der eventuell vom Fahrwerk und/oder Bugrad stammen könnte.

Markus Schaaf von der Wasserschutzpolizei aus Andernach, der die drei nachstehenden Bilder erstellt hat und der Internetseite der „Trolley Mission“ und ihren Lesern zur Verfügung stellt, vermutet, dass noch zahlreiche Wrackteile bei Niedrigwasser zum Vorschein kommen könnten.

Wrackteile gefunden im September 2022

Der Flugzeugabsturz, der sich am 7. Mai 1945, an der Urmitzer Eisenbahnbrücke bzw. Rheinbrücke Engers-Urmitz, ehemals „Kronprinz-Wilhelm-Brücke“, ereignet hatte, läßt Luftfahrthistoriker auch nach 77 Jahren nicht zur Ruhe kommen.

Nachdem sich bereits im Oktober 2018 die Wasserschutzpolizei aus Andernach an den Autor Markus Lenz wandte, dass aufgrund des extremen Niedrigwassers im Rhein Wrackteile geborgen wurden, die nachweislich vom damals abgestürzten Flugzeug stammten, wurden erneut im September 2022 im Uferbereich der Urmitzer Eisenbahnbrücke Wrackteile von der Wasserschutzpolizei sichergestellt.

Gefunden wurden u.a. Aluminium-Bleche, die seinerzeit am Flugzeug verbaut waren, sowie ein Reifen ohne Felge, der eventuell vom Fahrwerk und/oder Bugrad stammen könnte.

Bildquelle: Markus Schaaf

Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte Rhein/Mosel

Wenige Wochen zuvor meldete sich zudem Herr Jörg Dietsche, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte Rhein/Mosel, der seine Ausarbeitungen zum damaligen Flugzeugabsturz freundlicherweise der Internetseite der „Trolley Mission“ und ihren Lesern zur Verfügung stellt. Aus seinen Ausführungen, die als PDF-Dokument heruntergeladen werden können, geht hervor, dass beim Vorrücken der alliierten Truppen nach ihrer Landung in Frankreich das Hauptquartier des alliierten Oberkommandos in Reims stationiert gewesen war. Um die Verbindung mit den vorrückenden Truppen zu halten, wurde eine Hauptfernmeldeleitung aus vielen Telefon- und Telegraphenleitungen vom Hauptquartier zur Front aufgebaut. Je nach Vormarsch der Alliierten wurde diese Hauptfernmeldeleitung entsprechend verlängert.

In Kaltenengers ging diese Fernmeldeleitung, die als Freileitung über hohe Masten geführt wurde, bei Stromkilometer 601,5 etwa 600 Meter oberhalb der zerstörten Urmitzer Eisenbahnbrücke über den Rhein nach Engers und von dort über den Westerwald gen Richtung Osten. Die Masten dieser Leitung waren am linken und rechten Ufer des Rheins so hoch aufgerichtet, dass die Bündel von Telefondrähten in der Mitte des Flusses noch ca. 15 bis 20 Meter über dem Wasser hingen. Augenzeugen berichteten, dass um 16.00 Uhr eines der Flugzeuge der „Trolley Mission“ durch besonders riskante Flugmanöver auffiel. Der Pilot hatte wohl die Fernmeldeleitung über den Rhein nicht gesehen oder deren Höhe falsch eingeschätzt. Obgleich der Flugzeugführer noch versuchte, die Drähte zu überfliegen und mit dem Flugzeug nach rechts abzudrehen, geriet die Maschine mit der rechten Tragfläche in die Bündel von Telefondrähten, die komplett zerrissen wurden. Die Propeller und Teile der Motorenabdeckungen der beiden Motoren des rechten Flügels wurden von den Telefondrähten abgerissen und fielen in den Rhein. Ebenso wurde die rechte Tragflächenspitze stark beschädigt. Das Flugzeug selbst konnte sich nicht mehr in der Luft halten und stürzte in einem flachen Winkel in die Trümmer der zerstörten Rheinbrücke.

Insgesamt 19 Besatzungsmitglieder und Passagiere wurden bei diesem Flugzeugabsturz getötet, allerdings geht aus den historischen Unterlagen hervor, dass lediglich sechs Leichen der Flugzeuginsassen geborgen werden konnten, während die übrigen 13 Leichen seit Mai 1945 als vermißt gelten. Es darf gemäß „Non Battle Casualty Report“, der vollständig im Buch von Markus Lenz (vgl. S. 20 ff.) abgedruckt ist, vermutet werden, dass sich noch immer menschliche Überreste (Knochen, Kleidung, etc.) im Sediment des Rheins befinden. Aus diesem Grund wurde die Absturzstelle im Jahre 2014 von Mitarbeitern der US-amerikanischen Behörde „Defense POW/MIA Accounting Agency“ (DPAA) untersucht. Aufgabe der DPAA ist es, die sterblichen Überreste von US-amerikanischen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg gefallen waren, zu bergen, zu identifizieren und an ihre Familien zurückzugegeben, damit sie mit allen militärischen Ehren in der Heimat bestattet werden können. Die DPAA leistet mittlerweile seit 70 Jahren jene Ermittlungsarbeiten gemeinsam mit Regierungen in der ganzen Welt. Jedes Jahr plant die DPAA mehrere Untersuchungen an Orten in ganz Europa, um Beweise zu sammeln, Hinweisen nachzugehen und Ausgrabungen durchzuführen. Über jenen ersten Ortstermin berichtete auch die Rhein-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 2. August 2014. Der Artikel „US-Forscher suchen Absturzopfer“, verfaßt von Herrn Ulf Steffenfauseweh, wird nachstehend mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Zeitung (Mittelrhein-Verlag) auf der Internetseite der „Trolley Mission“ zur Verfügung gestellt.

US-Forscher suchen Absturzopfer - Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Zeitung (Mittelrhein-Verlag)

Quelle: Rhein-Zeitung vom 2. August 2014

Enkelsohn von Frederick Selk

Was nun bislang seitens der DPAA veranlaßt wurde, ist Markus Lenz, Jörg Dietsche und der Wasserschutzpolizei Andernach nicht bekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Poul Graversen (siehe Artikel der Rhein-Zeitung) bzw. die DPAA Ermittlungsarbeiten eingeleitet hat, denn im Juli 2022 meldete sich Herr Kurt Wieck aus den USA bei Markus Lenz. Kurt Wieck ist der Enkelsohn von Frederick Selk, der gemäß Absturzbericht („Non Battle Casualty Report“) seinerzeit Passagier der „Trolley Mission“ am 7. Mai 1945 war und bei diesem Flug ums Leben gekommen ist. Er berichtet in seiner E-Mail-Nachricht, dass die DPAA von seiner Mutter eine DNA-Probe eingefordert hat, um die Ermittlungsarbeit voranzutreiben. Vermutlich analysiert die DPAA nun die ehemaligen Passagierlisten und forscht nach Hinterbliebenen in den USA, um mit Hilfe von DNA-Proben für eventuelle Bergungsarbeiten vorbereitet zu sein. Es bleibt spannend, was im Flußbett des Rheins noch zu finden sein wird, auch wenn der Anlaß höchst traurig ist.


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Trolley Mission

Die „Trolley Mission“ war eine damals geheime Flugmission der US-amerikanischen Luftwaffe. Im Mai 1945 sind Luftaufnahmen erstellt worden, die deutsche Städte unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sprichwörtlich zur „Stunde Null“ zeigen.

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