Frankfurter Altstadt 1945 - Staufenmauer und Fahrgasse

Dieses historische Foto von Frankfurt am Main konnte über viele Wochen hinweg nicht korrekt verortet werden. Doch mit Hilfe der hochaufmerksamen Besucher der Internetseite der „Trolley Mission“ konnte nun eindeutig identifiziert werden, dass auf dem Nachkriegsbild die Staufenmauer an der Straßenkreuzung von Fahrgasse und Töngesgasse zu erkennen ist. Das Bild wurde von Frau Luise Kreckel identifiziert - vielen Dank!

Der Kameramann muß seinerzeit auf der heutigen Berliner Straße, Ecke Braubachstraße bzw. Battonstraße gestanden haben und durch die Trümmer der völlig zerstörten Altstadt hinweg in Richtung Frankfurter Zeil, also Fahrgasse, fotografiert haben. Der Vergleich zwischen „Damals“ und „Heute“ läßt erkennen, dass im Bereich der Fahrgasse ausschließlich Wohngebäude stehen, die in den Nachkriegsjahren erbaut wurden.

Die Staufenmauer wurde um das Jahr 1180 errichtet, um die Stadt vor Überfällen zu schützen und umschloß die heutige Frankfurter Altstadt. Auf der etwa sieben Meter hohen und zwei bis drei Meter dicken Mauer aus Bruchsteinen verlief ein Wehrgang. Ab dem 15. Jahrhundert hatte die Staufenmauer ihren ursprünglichen Verteidigungszweck durch die Stadterweiterung verloren, so daß die Mauer nach und nach durch Schleifung, also durch Abtragen und Einebnen, zurückgebaut wurde. Im späten Mittelalter diente die Staufenmauer den Wohnhäusern in der Altstadt als Brandmauer.

Heutige Ansicht


Quelle: Google Earth

Nachträglich koloriertes Kriegsbild


Bildcode: 392BG-205


Es bleibt anzumerken, dass von Markus Lenz noch nicht erschöpfend erforscht worden ist, inwiefern normale Bilder, also Fotos, die nicht aus der Luft, sondern vom Boden aus erstellt worden sind, im Zusammenhang mit der „Trolley Mission“ stehen. Allerdings ist in den Biographien und Berichten der 392. Bomb Group Memorial Association zu lesen, dass es auch sogenannte „Cook‘s Tours“ gab, also Besuche zerstörter deutscher Städte zu Fuß.

Der Name „Cook‘s Tours“ leitet sich vom britischen Tourismus-Pionier Thomas Cook und seinem gleichnamigen Reiseunternehmen ab. So wurden die Besuche zerstörter deutscher Städte - in Analogie zu den bekannten Tourismusangeboten - als eine Art „Sightseeing“, also Besichtigung bzw. Städtetour, aufgefaßt.

Im Archiv der 392. Bomb Group Memorial Association wurden zahlreiche Fotos gefunden, die u.a. Aachen, Köln und Frankfurt am Main nicht aus der Luftperspektive, sondern aus der Bodenperspektive zeigen. Ob es sich um Aufnahmen handelt, die unmittelbar im Mai 1945 erstellt worden sind, bleibt ungeklärt.

Schlußendlich steht jedoch fest, obgleich diese Bilder vermutlich nicht zur „Trolley Mission“ gehören, dass es sich um außergewöhnlich seltene Ansichten von Frankfurt am Main handelt, so dass sie auf diesem Internetportal archiviert werden sollen, um sie der Nachwelt zu erhalten.