Kraftwerk Goldenberg in Hürth - Knapsack

Diese besonders seltene Luftaufnahme zeigt das Kraftwerk Goldenberg und seine 12 Apostel nach den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg. Das Kraftwerk wurde seinerzeit von der Rheinisch-Westfälischen-Elektrizitätswerk AG (RWE) betrieben, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Industriegebiet Knapsack einen idealen Standort für den Bau eines Großkraftwerks gefunden hatte, um die seinerzeit stetig wachsende Nachfrage nach Strom für zu befriedigen. Der bei Hürth-Knapsack angesiedelte Tagebau „Vereinigte Ville“ sowie die angeschlossenen Brikettfabriken der Roddergrube AG waren die idealen Voraussetzungen für die effiziente Braunkohleverstromung.

Im Jahre 1914 konnte die sogenannte „Vorgebirgszentrale“ die Stromproduktion aufnehmen. Bis Ende der 1920’er Jahre wurde das Kraftwerk fortwährend erweitert, so dass es zum größten Kohlekraftwerk Europas herangewachsen war. Neben Kettenbahnen und Grubenwagen, die der Belieferung mit Kohle dienten, entstanden auf dem Gelände auch zahlreiche Wohnhäuser für die Mitarbeiter. Besonders markant waren die zwölf Schornsteine des Kraftwerkes, die im Volksmund als die „12 Apostel von Knapsack“ bezeichnet wurden.

Das Großkraftwerk galt im Zweiten Weltkrieg als leicht verwundbares Ziel, zumal die funkensprühenden Schornsteine den alliierten Bomberpiloten sehr gut als Orientierungshilfe dienten. Folglich wurde das Kraftwerk mehrfach aus der Luft angegriffen. Während die Bombardements in den Jahren 1941 und 1943 nur wenige Schäden verursachten, wurde das Kraftwerk nach zwei gezielten Luftangriffen im Oktober 1944 stark zerstört. Der Luftangriffe wegen wurde auf dem Werksgelände ein mehrgeschossiger Luftschutzbunker errichtet, von wo aus das Kraftwerk gesteuert werden konnte. Der Hochbunker existiert heute noch, steht unter Denkmalschutz und befindet sich in der Goldenbergstraße 2 in 50354 Hürth.

Bildanalyse „Damals“ und „Heute“



Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kraftwerk Goldenberg wieder aufgebaut und galt in den 1950’er Jahren mit weit seinen über 750 Megawatt Stromleistung einmal mehr als das größte Braunkohlekraftwerk Europas. Zahlreiche Gebäude wurden zum Zwecke der Modernisierung in den 1960’er und 1970’er Jahren abgerissen und überbaut. Als in den 1980‘er Jahren die Stromproduktion zusehends durch Atomkraftwerke abgelöst wurde, ist das Großkraftwerk Schritt für Schritt stillgelegt worden. Große Teile wurden im Jahre 1995 abgerissen. Auch die markanten Schornsteine wurden kurz nach der Jahrtausendwende abgetragen.

Heute dient das Kraftwerk vorwiegend zur Produktion von Fernwärme und Prozeßdampf für das benachbarte Industriegebiet im Chemiepark Knapsack. Zwei sehr ausführliche Dokumentationen über das Goldenberg-Werk können auf den Internetseiten des Landschaftsverbandes Rheinland („Kraftwerk Goldenberg in Knapsack“) und des Vereins Rheinische Industriekultur („Das Goldenberg-Werk in Hürth“) nachgelesen werden.

Künstlich nachkolorierte Luftaufnahme


Bildcode: 392BG145