Blick von der Cäcilienstraße auf das Warenhaus Leonhard Tietz - Westdeutsche Kaufhof AG in Köln nach dem Zweiten Weltkrieg

Das historische Bild wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Cäcilienstraße in Köln aufgenommen und bietet einen großzügigen Blick auf die mehr oder weniger völlig zerstörte Innenstadt von Köln. Der Jeep, der auf der Aufnahme zu sehen ist, parkt unmittelbar vor der Einmündung in die Straße „An Sankt Agatha“.

Das auffällig große Gebäude im Hintergrund, welches kaum zerstört wurde, war das ehemalige Warenhaus des jüdischen Kaufmanns Leonhard Tietz und seiner Familie. Das Warenhaus wurde im Zeitraum von 1912 bis 1914 durch den Architekten Wilhelm Kreis auf dem Grundstück zwischen Hohe Straße, Gürzenichstraße, An Sankt Agatha und Cäcilienstraße erbaut. Nach dem Tod von Leonhard Tietz im Jahre 1914 führte sein Sohn Alfred Leonhard Tietz das Geschäft weiter.

Als im Jahre 1933 die Nationalsozialisten an die Macht gelangten und auf die sogenannte „Arisierung“ jüdischer Kaufhäuser drängten, wurde die Leonhard Tietz AG zunächst in Westdeutsche Kaufhof AG umfirmiert. Aus den Warenhäusern von Leonhard Tietz, die nicht nur in Köln, sondern u.a. auch in Stralsund oder Aachen angesiedelt waren, ging die heutige „Galeria Kaufhof GmbH“ hervor.

Anzumerken bleibt, dass die Familie Tietz damals ihre Aktienanteile unter Wert an Banken abgeben und aus Deutschland emigrieren mußte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie mit fünf Millionen DM entschädigt. Das historische Foto wurde von Herrn Michael Schmitz identifiziert - vielen Dank!

Heutige Ansicht


Quelle: Google Maps

Straßenansicht


Quelle: Google Street View

Nachträglich koloriertes Foto


Bildcode: 392BG188


Wie bereits bei den historischen Fotos von Kassel und Aachen, ist von Markus Lenz noch nicht erschöpfend erforscht worden, inwiefern normale Bilder, also Fotos, die nicht aus der Luft, sondern vom Boden aus erstellt worden sind, im Zusammenhang mit der „Trolley Mission“ stehen. In den Berichten der 392. Bomb Group Memorial Association, aber auch in Jahrbüchern anderer sogenannter „Bomb Groups“, ist zu lesen, dass es auch sogenannte „Cook‘s Tours“ gab, also Besuche zerstörter deutscher Städte zu Fuß.

Der Name „Cook‘s Tours“ leitet sich vom britischen Tourismus-Pionier Thomas Cook und seinem gleichnamigen Reiseunternehmen ab. So wurden die Besuche zerstörter deutscher Städte - in Analogie zu den bekannten Tourismusangeboten - als eine Art „Sightseeing“, also Besichtigung bzw. Städtetour, aufgefaßt.

Während wir bei den historischen Fotos von Aachen feststellen konnten, dass es sich vermutlich um Aufnahmen handelt, welche die „Schlacht um Aachen“ („Battle of Aachen“) im Oktober 1944 dokumentieren, darf bei den vorliegenden Kölner Bildern vermutet werden, dass es sich hier wirklich um Bilder einer „Cook’s Tour“ handelt - zumindest bei jenen Fotos, wo keine Panzer zu sehen sind.

Ein Teil der Kölner Bilder könnte die „Operation Lumberjack“ dokumentieren. Nachdem die letzten Luftangriffe auf Köln am 2. März 1945 den letzten Widerstand vor der Eroberung der Stadt brechen sollten, rückten US-amerikanische Truppen weiter auf Köln vor. Am 5. März 1945 begann die Besetzung des linksrheinischen Teils der Stadt. Am 6. März 1945 sprengte die Wehrmacht die Hohenzollernbrücke, um den Vormarsch der US Armee in den rechtsrheinischen Teil der Stadt zu erschweren. Wenige Tage später wurde schlußendlich auch das rechtsrheinische Köln erobert, so dass Köln am 14. April 1945 vollständig besetzt war.

Obgleich diese Bilder nun also nicht zur „Trolley Mission“ gehören, einige Fotos bei „Cook’s Tours“ entstanden sein könnten und andere Aufnahmen wiederum die „Operation Lumberjack“ dokumentieren, sind darunter so viele außergewöhnlich seltene Ansichten von Köln, dass sie auf diesem Internetportal archiviert werden sollen, um sie der Nachwelt zu erhalten.