Kassel 1945 - Trümmer und Ruinen in der Spohrstraße sowie und Kölnische Straße

Das historische Foto bietet eine Übersicht von der Kölnischen Straße hin zur Spohrstraße. Ganz links im Bild ist noch der Turm der Lutherkirche zu erkennen, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Heute ist nur noch der Kirchturm erhalten. Glücklicherweise ist im alten Foto jene markante Hausfassade wiederzuerkennen, die heute noch in der Kleinen Rosenstraße 1 existiert. Das Bild wurde von Herrn Winfried Wulfgramm identifiziert - vielen Dank!

Heutige Ansicht


Quelle: Google Maps

Nachkoloriertes Foto


Bildcode: 392BG154


Inwiefern normale Bilder im Zusammenhang mit der „Trolley Mission“ stehen, ist von Markus Lenz noch nicht erschöpfend erforscht worden. Zumindest sind Aufnahmen, die vom Boden aus gemacht worden sind, eher ungewöhnlich, denn die „Trolley Mission“ zeichnete sich vornehmlich durch Luftaufnahmen aus. Dennoch ist in den Biographien und Berichten der 392. Bomb Group Memorial Association zu lesen, dass es auch sogenannte „Cook‘s Tours“ gab, also spezielle Besuche zerstörter deutscher Städte zu Fuß.

Der Name „Cook‘s Tours“ leitet sich vom britischen Tourismus-Pionier Thomas Cook und seinem gleichnamigen Reiseunternehmen ab. So wurden die Besuche zerstörter deutscher Städte - in Analogie zu den bekannten Tourismusangeboten - als eine Art Sightseeing, also Besichtigung bzw. Städtetour, aufgefaßt. Aus den Zeitzeugenberichten der 392. Bomb Group Memorial Association geht hervor, dass am 9. Mai 1945 angekündigt wurde, dass für besonders herausragende Piloten und Truppen des Bodenpersonals, die durch ihre Leistungen im Kampfeinsatz oder durch besondere Pflichterfüllung mit dem Orden „Legion of Merit“ oder der Medaille „Bronze Star Medal“ ausgezeichnet wurden, eine Besichtigungsreise bombardierter Gebiete in Deutschland geplant sei.

Hierfür wurden am 10. Mai 1945 Flugzeuge mit einer Mindestbesatzung von fünf Mann bereitgestellt, um knapp zehn Passagiere von England aus ins Deutsche Reich zu fliegen. Zielflughafen war der Fliegerhorst Venlo-Herongen, der als Airfield Y-55 bezeichnet wurde. Von Venlo aus wurden die Passagiere mit Autos nach Duisburg gebracht, wo sie sich in aller Ruhe umsehen und zu Mittag essen konnten. Bemerkenswert ist die Aussage, dass jeder einen Stahlhelm, einen Karabiner oder ein Gewehr sowie Offiziere eine Pistole mitzuführen hatten. Zu den damaligen Soldaten und späteren Veteranen der 392. Bomb Group, die Duisburg besuchten, gehörten der Obergefreite Pete G. Kotsifakis, Feldwebel George Pearson und Leutnant Joseph E. Micksch.

So sind sehr viele private Fotos gemacht worden, die nach 1945 zunächst im Familienbesitz waren und später von den Hinterbliebenen an das Archiv der 392. Bomb Group Memorial Association gespendet wurden. Dort lagern seit mehr als 50 Jahren viele unbekannte, nicht beschriftete Bilder von Aachen, Duisburg, Köln und Kassel sowie von anderen deutschen Städten. Ob und wie und wann von Venlo oder Duisburg aus, auch die Stadt Kassel besucht wurde, ist leider nicht mit dem Konvolut der Kasseler Fotos überliefert worden.