Luftaufnahme Bahnhof Wörgl im Inntal nach den Luftangriffen 1945 (Österreich)

Die Luftaufnahme zeigt in südöstlicher Blickrichtung den Bahnhof der Stadt Wörgl im Inntal im Bezirk Kufstein in Tirol. Das bildaufnehmende Flugzeug war ungefähr über der heutigen Abfahrt Wörgl-Ost der Inntal-Autobahn positioniert, so dass der Verlauf des Wörgler Bachs unterhalb der Bahngleise hindurch und danach der Verlauf der heutigen Kommerzialrat-Martin-Pichler-Straße eingesehen werden kann. Das alte Sägewerk und Holzlager entlang der Augasse existieren heute nicht mehr. Auch das Stellwerk, das sich ungefähr in der Bildmitte befindet, existiert heute nicht mehr.

Darüber hinaus ist in der Bildmitte noch das Holzgerüst eines alten Flakturmes zu erkennen, der im Zweiten Weltkrieg dazu diente, die Bahnhofsanlagen bei Luftangriffen zu verteidigen. Doch man stellt sich die Frage, warum so ein idyllischer Ort wie Wörgl überhaupt verteidigt werden mußte. Die Antwort liegt einmal mehr - wie so oft im Zweiten Weltkrieg - in der strategischen Bedeutung der Eisenbahnverbindung, die durch das Inntal hindurch über Innsbruck bis über den Brenner nach Italien führte. Die Eisenbahn diente der Wehrmacht in der sogenannten „Operationszone Alpenvorland“ für den Nachschub, so dass die Alliierten fortwährend versuchten, die Bahnlinie massiv aus der Luft zu bombardieren.

Insbesondere ab Ende des Jahres 1943 war Wörgl heftigen Bombardements ausgesetzt, die im Februar 1945 ihren traurigen Höhepunkt fanden. Im Rahmen der „Operation Clarion“ starteten zahlreiche Luftangriffe ins Tiroler Unterland, weil die Alliierten beabsichtigten, den Bahnhof zu zerstören. Aufgrund schlechter Sichtverhältnisse verursachten die abgeworfenen Bomben eine großflächige Zerstörung der ganzen Stadt, während der anvisierte Bahnhofsbereich kaum getroffen wurde.

Erst an darauffolgenden Tagen fielen weitere Bomben auf den Bahnhof, der dadurch endgültig vernichtet wurde. Die Bombardements im Februar 1945 veränderten das Stadtbild Wörgls für immer, denn mehr als 40 Häuser wurden völlig zerstört, weit über 100 Häuser und sogar die Pfarrkirche wurden erheblich beschädigt. Noch heute werden bei Bauarbeiten im Bereich der Bahnhofsanlagen immer wieder Fliegerbomben bzw. Blindgänger gefunden, was beim Anblick des historischen Luftbildes mehr als nachvollziehbar ist. Die Luftaufnahme wurde von Herrn Matthias Kloß identifiziert - vielen Dank!

Künstlich nachkolorierte Aufnahme


Bildcode: USASC-376