Luftbild Bahnhof Wörgl im Inntal nach den Bombenangriffen 1945 (Österreich)

Das Luftbild zeigt den Bahnhof der Stadt Wörgl im Inntal im Bezirk Kufstein in Tirol. Das bildaufnehmende Flugzeug flog vermutlich über der heutigen Inntal-Autobahn, so dass mit südöstlicher Blickrichtung auf das massiv zerstörte Bahnhofsgelände eingesehen werden kann. Aufgrund fehlender, historischer Landkarten kann nur vermutet werden, dass sich in der unteren Bildhälfte ein großer Ringlokschuppen mit Drehscheibe befunden haben muß. Das Gebäude sowie die umliegenden Bekohlungsanlagen sind restlos zerstört worden. Auch die auf den Gleisen stehenden Waggons scheinen vollkommen zerstört zu sein.

Im Hintergrund, oberhalb der Bahngleise, müßte das Bahnhofsgebäude mit Gepäck- und Güterabfertigung gestanden haben. Hieran schließt sich der heutige Angather Weg an, der - nach rechts verlaufend - in die Bahnhofstraße führt. Leider ist die Darstellung via „Google Earth“ für einen Vergleich von „Damals und Heute“ nicht zielführend, da die Auflösung der Google-Satellitenbilder äußert schlecht ist. Allerdings wurde Wörgl via „Google Streetview“ dokumentiert, so dass sich noch einige wenige Häuser von damals in der Bahnhofstraße und Giselastraße erkennen lassen. Das Geoportal „Tiris Maps“ bietet zwar hochauflösende Orthofotos, verfügt aber auf den ersten Blick nicht über ein Archiv historischer Luftbilder.

Die Antwort auf die Frage, warum so ein idyllischer Ort wie Wörgl überhaupt aus der Luft angegriffen wurde, liegt einmal mehr - wie so oft im Zweiten Weltkrieg - in der strategischen Bedeutung der Eisenbahnverbindung, die durch das Inntal hindurch über Innsbruck bis über den Brenner nach Italien führte. Die Eisenbahn diente der Wehrmacht in der sogenannten „Operationszone Alpenvorland“ für den Nachschub, so dass die Alliierten fortwährend versuchten, die Bahnlinie massiv aus der Luft zu bombardieren.

Insbesondere ab Ende des Jahres 1943 war Wörgl heftigen Bombardements ausgesetzt, die im Februar 1945 ihren traurigen Höhepunkt fanden. Im Rahmen der „Operation Clarion“ starteten zahlreiche Luftangriffe ins Tiroler Unterland, weil die Alliierten beabsichtigten, den Bahnhof zu zerstören. Aufgrund schlechter Sichtverhältnisse verursachten die abgeworfenen Bomben eine großflächige Zerstörung der ganzen Stadt, während der anvisierte Bahnhofsbereich kaum getroffen wurde.

Erst an darauffolgenden Tagen fielen weitere Bomben auf den Bahnhof, der dadurch endgültig vernichtet wurde. Die Bombardements im Februar 1945 veränderten das Stadtbild Wörgls für immer, denn mehr als 40 Häuser wurden völlig zerstört, weit über 100 Häuser und sogar die Pfarrkirche wurden erheblich beschädigt. Noch heute werden bei Bauarbeiten im Bereich der Bahnhofsanlagen immer wieder Fliegerbomben bzw. Blindgänger gefunden, was beim Anblick des historischen Luftbildes mehr als nachvollziehbar ist. Die Luftaufnahme wurde von Herrn Matthias Kloß identifiziert - vielen Dank!

Künstlich nachkolorierte Aufnahme


Bildcode: USASC-377