Altenberg im Erzgebirge - Endbahnhof der Müglitztalbahn

Ein Großteil der bislang unbekannten Luftaufnahmen der „Trolley Mission“ kann nach einigen Stunden oder Tagen mit Hilfe von Recherchen in Google Earth oder mit Hilfe von alten Karten und Meßtischblättern identifiziert werden. Allerdings hat dieses Luftbild bei vielen Internetbesuchern sowie beim Autor Markus Lenz selbst zu wochenlangem Kopfzerbrechen geführt.

Zunächst steht fest, dass es sich um ein Luftbild handelt, das den Kampfeinsatz mit P-47 Thunderbolt Kampfflugzeugen des US-amerikanischen Herstellers Republic Aviation dokumentiert. Damit gehört das Bild definitiv nicht zur „Trolley Mission“. In vielen US-amerikanischen Archiven, beispielsweise im Nationalarchiv der Vereinigten Staaten („National Archives and Records Administration“), in der Forschungsbibliothek des Kongresses der Vereinigten Staaten („Library of Congress“) und im Archiv der sogenannten „Air University“ auf der Maxwell Air Force Base in Montgomery im Bundesstaat Alabama sowie bei US-amerikanischen Veteranenverbänden, schlummern ähnliche Aufnahmen, die einen Kampfeinsatz aus der Luft vor dem Angriff, während des Angriffes und nach dem Angriff dokumentieren.

So stammt die hier vorliegende Aufnahme aus einer „Guncam“ und zeigt in Bildmitte unten einen Lastwagen, der grade aus dem Kampfflugzeug beschossen wird. Die Projektile schlagen in der Fassade des Gebäudes ein und erzeugen den Rauch. Aus dieser Beschreibung ist bislang nicht ersichtlich, wo nun genau dieser Kampfeinsatz im Zweiten Weltkrieg stattgefunden hat. Auch die im Hintergrund deutlich zu erkennenden Bahngleise gaben nur wenige Hinweise. Interessanterweise stehen an den Gleisen der Eisenbahnstrecke Lichtsignale. Lichtsignale wurden - abgesehen von Versuchsstrecken - von der Deutschen Reichsbahn erst ab dem Jahre 1941 auf einzelnen Strecken mit hoher Zugfolge eingesetzt. Eindeutig handelt es sich aber um keine Hauptstrecke, sondern vielmehr um eine kleine Nebenbahn bzw. Privatbahn, die auf dem Luftbild zu sehen ist.

Aber genau der Hinweis auf eine Nebenbahn war der entscheidende Hinweis für Herrn Michael Schmitz und Herrn Thomas Keller. Markant sind die Personenwaggons, die in der linken oberen Bildecke zu erkennen sind und am Bahnsteig stehen. Ein Abgleich mit anderen Aufnahmen hat ergeben, dass es sich um Personenwagen der Bauart „Altenberg“ handeln muß, und diese Waggons wurden auf der Müglitztalbahn eingesetzt, die einen ihrer Endbahnhöfe in Altenberg im Erzgebirge hatte bzw. heute sogar noch hat. Folglich muß es sich um den Bahnhof Altenberg handeln. Zu ergänzen bleibt, dass Altenberg seit dem Jahre 1923 der Endpunkt der etwa 38 Kilometer langen Müglitztalbahn ist. Die Bahn wurde ursprünglich als Schmalspurbahn angelegt und im Jahre 1938 auf Normalspur erweitert. Auch heute noch wird die Bahnstrecke genutzt. Es kommen moderne Triebwagenzüge zum Einsatz, die am Bahnhof „Kurort Altenberg“ halten.

Insbesondere Herr Thomas Keller hat dankenswerterweise eine hervorragende Bildanalyse erstellt, auf der zweifelsfrei nachvollzogen werden kann, dass das historische Luftbild den Bahnhof Altenberg zeigt. Auf seinen Bildern hat er den mutmaßlichen Verlauf heute nicht mehr vorhandenen Gleise skizziert sowie sichtbare Gebäudeteile und den Blickwinkel der damaligen Kamera markiert.

Bildanalyse




Bildquellen: Google Earth

Nachkolorierte Luftaufnahme


Bildcode: USASC-313


Eisenbahn-Album Sachsen Müglitztalbahn

Das vorliegende Luftbild „Altenberg im Erzgebirge - Endbahnhof der Müglitztalbahn“ wurde auch im Buch „Eisenbahn-Album Sachsen Müglitztalbahn - Deutsche Reichsbahn 1934 - 1945“, herausgegeben von Ingo Neidhardt und Jörg Köhler, erschienen im SOEG Verlag (SSB Medien - Verlagsabteilung der Sächsischen Schmalspurbahnen), Zittau, 2023, abgedruckt. Es illustriert mit vielen anderen zeithistorischen Bildern das Kapitel „Kriegsende 1945“ ab Seite 200 ff.

Das Buch umfaßt insgesamt 216 Seiten mit ca. 730 Fotos und wurde im Format 29,7 x 24 cm gedruckt. Es kann direkt beim Verlag SSB Medien bestellt oder über den Buchhandel über die ISBN 978-3-00-076524-7 bezogen werden. Für am Buch Interessierte sind nachstehend das Titelbild sowie das Inhaltsverzeichnis abgedruckt. In diesem Band der Reihe Eisenbahn-Album Sachsen geht die Reise zur Linie Heidenau-Altenberg. Von 1935 bis 1938 wird die Strecke in eine Normalspurbahn umgebaut und dabei weitgehend neu trassiert. Insgesamt fünf Tunnel, 75 Brücken, Dämme und Einschnitte sowie elf Empfangsgebäude werden neu errichtet, Straßen und Müglitz teilweise verlegt.

Auf den Baustellen kommen zahlreiche Feldbahnlokomotiven in unterschiedlichen Traktionen zum Einsatz. Die Schmalspurbahn erbringt in dieser Zeit noch einmal große Leistungen beim Baustofftransport. Insbesondere die Städte Altenberg und Geising fiebern der neuen Bahn entgegen, verspricht man sich doch große Zuwächse im Fremdenverkehr, wenn die Reisenden ohne umzusteigen auf den Erzgebirgskamm gelangen können. Nach der Inbetriebnahme dominiert die speziell für die Müglitztalbahn entwickelte Baureihe 84 mit den Altenberger Wagen. Kriegsbedingt kommen später auch andere Lokomotivbaureihen zum Einsatz. Mit mehr als 730 Abbildungen in bester Qualität kann der Leser den Umbau der Müglitztalbahn, die neue Bahn sowie das Ende 1945 erleben.