Luftaufnahme von Klein Glienicke der Ost-Enklave im Westen (Blinddarm der DDR) an der Königsstraße vom 12. Mai 1982 (Bild 061)

Veröffentlicht am 19. Juni 2020
Luftaufnahme von Klein Glienicke der Ost-Enklave im Westen (Blinddarm der DDR) an der Königsstraße vom 12. Mai 1982 (Bild 061)

Das Luftbild entstand am 12. Mai 1982 auf Höhe der Königsstraße in Berlin-Zehlendorf und zeigt mit Blickrichtung auf 185° nach Süden den vom Mauerstreifen umgrenzten Bereich der heutigen Trannenstraße, Tannenweg, Am Waldrand und Am Böttcherberg, damals Bezirk Potsdam, der vom Berliner Tagesspiegel seinerzeit treffend als „Blinddarm der DDR“ bezeichnet wurde. Damals war Klein Glienicke eine Ost-Enklave im Westen. Das sich im Hintergrund hinschlängelnde Gewässer ist der Griebnitzsee. Das gegenüberliegende Ufer gehört zu Babelsberg.

Das Luftbild wurde von Herrn Wolfgang Schober identifiziert - vielen Dank!

Heutige Ansicht:

Google Maps Vergleisbild von Klein Glienicke

Quelle: Google Maps

Wolfgang Schober
Geschrieben von Wolfgang Schober am 20. April 2020
Standort Bild 061: Über dem Nikolskoer Weg, ca. 200 m nördlich der Königstraße (Berlin Zehlendorf), Blickrichtung ca. 185° (~ Süd). Zentral im Bild - von Mauerstreifen umgrenzt - ein Teil von Klein-Glienicke (Brandenburg, damals: Bezirk Potsdam), vom Tagesspiegel treffend als "Blinddarm der DDR" bezeichnet, die engste Stelle des Zugangs (Wannseestraße, im Bild rechte obere Ecke der Fläche) ist kaum 20 m breit. Das sich dahinter hinschlängelnde Gewässer ist der Griebnitzsee. Das gegenüberliegende Ufer gehört zu Babelsberg; am Wasser und an der oberen Geländekante ziehen sich noble Villen entlang, von denen viele für die Ufa-Stars der Vorkriegszeit gebaut wurden. Sie wurden im Krieg kaum beschädigt, so dass sie während der Potsdmer Konferenz einigen Teilnehmern als Unterkunft dienten - darunter auch Stalin. Der gesamte Villenbereich zeichnet sich aufgrund des Waldsiedlungscharakters im Bild nicht ab. die hellen Gebäude weit im Hintergrund dürften bereits die Neubaugebiete beiderseits der Nutheschnellstraße sein (Siedlung Am Stern). Bereits in den Bereich der Spekulation fällt die Vermutung, dass der kleine, sich am Horizont abzeichnende Hügel der Saarmunder Berg ist (Nähe BAB Dreieck Nuthetal), an dem sich der Flugplatz Saarmund (Graspiste) befindet. Zurück zum Nahbereich: der leicht schräge Verlauf der Grenze im Vordergrund findet nach links seine Fortsetzung im Roedenbecksteig, der als Zufahrt für die Müllabfuhr zur Deponie Wannsee diente, die damals offenbar schon geschlossen und begrünt war, am linken Bildrand sieht man vor dem See einen hellen Weg, der sich um die Hochfläche der Deponie zieht. Zum Schluss eine kleine private Reminiszenz: Im Vordergrund das einsame Haus auf der "Westseite" - damals Cafe Rose (meine Verwandtschaft lieferte dort Spirituosen, weshalb wir sehr sporadisch dort auch mal zum Familienkaffee waren...)